Sex und Schwangerschaft – von der Lust und Unlust und was alles erlaubt ist?
Wenn eine Frau schwanger ist, kommt große Freude auf. Doch sowohl sie als auch er werden schnell bemerken, dass der Nachwuchs auch Fragen mit sich bringt: Wie steht es um die sexuelle Aktivität? Ob ein Sexverbot besteht, welche Stellung sich am besten eignet und ob sexuelle Unlust normal ist, erfährst du hier.
Ist Sex in der Schwangerschaft schädlich?
Gerade für die Frau ist eine Schwangerschaft eine große körperliche und psychische Belastung. Das kann auch schon mal auf die sexuelle Lust und das Nähebedürfnis auswirken. Aber auch der Mann empfindet Verunsicherung und hat viele Fragen: Kann ich dem Baby wehtun und möchte meine Frau überhaupt noch Sex mit mir haben?
Dafür gibt es zunächst eine sehr gute Nachricht: Sex ist während der Schwangerschaft absolut erlaubt, ein Sexverbot besteht auf keinen Fall. Die Gebärmutter und das Fruchtwasser bieten von Natur aus genügend Schutz für das Baby, sodass es durch die Stöße und Bewegungen nicht verletzt werden kann. Dass der Penis das Baby berührt, ist rein anatomisch auch nicht möglich.
Weil Schwangere jedoch zu Blasenentzündungen tendieren können, sollten einige Hygienemaßnahmen bedacht werden. In den ersten zehn Minuten nach dem Sex sollte die Toilette besucht werden, um Bakterien wieder aus der Vagina zu spülen. Auch ein Kondom ist viel wert, selbst wenn es natürlich keine Pflicht ist.
Es ist möglich, dass nach dem Sex kleine Blutungen auftreten. Das ist jedoch in den meisten Fällen völlig harmlos und liegt an der verstärkten Durchblutung der weiblichen Genitalien. Wer sehr unsicher ist, kann auch seinen Frauenarzt nach Tipps fragen. Dieser kennt die Thematik und wird gern Stellung beziehen.
Vorsichtig sein solltest du:
- bei Infektionen oder einer Plazenta praevia
- bei vorzeitigen Wehen
- wenn du früher schon einmal eine Fehlgeburt hattest
- bei Mehrlingsschwangerschaften
- und wenn sich eine Frühgeburt bemerkbar macht.
Woher kommen die sexuelle Unlust und Lust in der Schwangerschaft?
Schwangerschaftshormone sorgen dafür, dass die Genitalien der Frau besser durchblutet werden. Die Klitoris und die Schamlippen sind jetzt empfindlicher, was dazu führt, dass die Frau leichter erregbar ist. Die sexuelle Aktivität wird durch die stärkere Produktion von Scheidensekret bis hin zu einem leichteren Orgasmus weiter vereinfacht. Schwangere Frauen können den Sex also vielleicht sogar besser genießen.
Es ist aber auch möglich, dass genau diese Argumente die sexuelle Unlust begünstigen. Sensible Genitalien und Brustwarzen können dazu führen, dass Frauen die Berührung als schmerzhaft oder unangenehm empfinden. Ob die sexuelle Lust durch die Schwangerschaft gestärkt oder geschwächt wird, ist also individuell.
Gerade zu Anfang einer Schwangerschaft wird die Lust häufig durch Symptome wie Müdigkeit und Erbrechen reduziert. Wenn die Frau dem Mann dann Sexverbot erteilt, ist das verständlich – immerhin hat sie gerade größere Probleme. Glücklicherweise verfliegt diese sexuelle Unlust im zweiten Trimester der Schwangerschaft zumeist wieder. Die Frau hat dann höchstens noch Probleme damit, weniger beweglich zu sein und zu glauben, dass sie nicht mehr attraktiv sei.
Natürlich gibt es Männer, auf die Dinge wie Vormilch und Stimmungsschwankungen recht befremdlich wirken. Auch die eigenen Ängste um das Baby können dazu führen, dass der Mann vielleicht weniger Lust empfindet. Doch viele Männer nehmen die Veränderungen und neuen Rundungen auch als sehr aufregend wahr. An diesem Punkt ist es als Mann wichtig, einfach Stellung zu beziehen und der Frau zu zeigen: Ich liebe dich, wie du bist.
Wie lang und in welcher Stellung ist der Sex erlaubt?
Tatsächlich ist es bis zur letzten Minute total okay, Sex zu haben. Selbst kurz vor der Geburt besteht kein Sexverbot – der Verkehr kann sogar helfen. Im Sperma sind nämlich Stoffe enthalten, die den Muttermund öffnen. Aber keine Sorge: das passiert wirklich erst, wenn der Körper auch bereit ist. Zuvor wird das Schlafen mit deinem Partner nichts auslösen, wofür es noch nicht Zeit ist.
Die richtige Stellung für dich und deinen Partner findest du am besten durch Probieren. Viele Paare bevorzugen während der Schwangerschaft die Löffelchenstellung, bei der kein Druck auf den Bauch ausgeübt wird und der Penis nicht allzu weit eindringen kann. Angenehm sind meist auch alle Positionen, in denen die Frau oben ist, zum Beispiel während er sich in Rückenlage befindet oder sie auf seinem Schoß sitzt.
Wie genau sich die Schwangerschaft auf euer Sexleben auswirkt, ist schwer zu sagen. Es kann sein, dass der Stress und die neuen Umstände für sexuelle Unlust sorgen. Genau so gut ist es aber auch möglich, dass der Sex zärtlicher, sanfter und leidenschaftlicher wird. In jedem Falle solltet ihr die gemeinsame Zeit und auch die sexuelle Aktivität genießen. Denn wenn das Baby da ist, findet sich oft weniger Zeit füreinander. Und solange kein medizinisches Sexverbot besteht – habt Spaß!